“Mehr Recycling, weniger Abfall” ist die Kernaussage der am 17.09.2020 vom Bundestag verabschiedeten Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG) [1]. Denn weltweit gilt es, Gefahren für Mensch und Umwelt, die durch die wachsenden Abfallberge, die Vermüllung der Ozeane und Verschwendung von nicht nachwachsenden Ressourcen geschehen, zu vermeiden. Deswegen arbeitet die Bundesregierung an einer Vielzahl von neuen Gesetzen und Regelungen, die diesem Trend entgegensteuern und Unternehmen zu mehr Recycling und Vermeidung von Müll bewegen sollen. Die Novellierung des KrWG ist eine wichtige Anpassung, um weiterhin den Platz als eine der weltweit führenden Recyclingwirtschaften zu behaupten. Denn schon seit nunmehr 50 Jahren gehören in Deutschland ungeordnete Müllablagerungen der Geschichte an. 1972 wurde mit dem Abfallbeseitigungsgesetz die erste bundesweite Regelung für das Abfallrecht gestaltet. Seit 2012 bildet weiterführend das KrWG “zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Bewirtschaftung von Abfällen”[2] die wichtigsten Eckpfeiler abfallrechtlicher Vorschriften [3], [4].
Das Ziel der Kreislaufwirtschaft ist es, die natürlichen Ressourcen zu schonen und die Umwelt sowie die menschliche Gesundheit zu schützen. Durch die Einsparung von Primärmaterialien und deren Substitution mit Sekundärmaterial beispielsweise, sollen die negativen Auswirkungen industrieller Produktion ausgeglichen werden.
Der Grundgedanke der Kreislaufwirtschaft ist es, Rohstoffe effizienter zu nutzen und einzusetzen, Produkte langlebiger zu gestalten sowie Abfälle und Emissionen zu vermeiden und andernfalls primär zu recyclen oder energetisch zu verwerten. Der Abfall soll vielmehr als Ressource gesehen werden. Aus diesem Grund wurde die Abfallhierarchie (§6 KrWG) als Kernelement in das KrWG verankert [3].
Die Abfallhierarchie beinhaltet Maßnahmen, um Abfälle bestmöglich zu vermeiden und stoffliche Kreisläufe zu realisieren. Sie beschreibt in welcher Reihenfolge mit Abfällen umgegangen werden muss [4].
Oberste Priorität hat die Vermeidung von Abfällen und Reststoffen. Sie ist deshalb immer der Kreislaufführung gegenüber zu favorisieren. Denn Kreislaufführungen führen zu Verlusten von Rohstoffen und höherem Energieaufwand. Wenn dies nicht möglich ist, sollen die Produkte wieder nutzbar gemacht werden. Dies kann durch einfache Vorgänge, wie die Reinigung, Prüfung oder Reparatur eines Produkts erfolgen. Ein Beispiel hierfür sind Elektronikgeräte, die durch Reparatur defekter Bauteile wieder dem ursprünglichen Nutzungszweck zugeführt werden können [3],[5].
Lässt sich der Abfall nicht vermeiden oder wiederverwenden muss er verwertet, vorrangig recycelt, werden. Durch das Recycling werden die Rohstoffe im Kreislauf gehalten. Die dabei entstehenden Sekundärrohstoffe sind ein wichtiger Bestandteil der Kreislaufwirtschaft. Ein Paradebeispiel für ein effizientes Recycling stellen Metalle, wie z.B. Nickel dar. Denn diese sind beliebig oft und ohne Qualitätsverluste einsetzbar und damit prädestiniert für eine Kreislaufführung [3].
Ist die Wiederverwendung oder das Recycling nicht möglich, sollen Abfälle gemäß der Abfallhierarchie energetisch verwertet werden. D.h. der Abfall wird zur Produktion von Strom und Fernwärme verwendet. Die letzte Stufe, die Beseitigung, führt den Abfall auf die Deponie. Das Material wird in einem Endlager deponiert. Die beiden letztgenannten Stufen haben im Vergleich zum Recycling drei erhebliche Nachteile: sie sparen keine Primärenergie sowie Ressourcen und tragen nicht zur Schonung des Klimas bei [3],[6].
Eine Abweichung von der Abfallhierarchie sollte nur in Ausnahmefällen geschehen, wenn beispielsweise erhebliche Mehrkosten entstehen oder es technisch nicht anders realisierbar ist. In erster Linie liegt die Verantwortung und Bewertung beim Verursacher des Abfalls. Wie alle Erzeuger und Besitzer von Abfällen sind sie zur Verwertung ihrer Abfälle verpflichtet (vgl. §§23ff KrWG) [3],[4].
Beispielhaft umfasst die Verantwortung beim Produzenten oder Erzeuger eines Stoffes die Abfallvermeidung, Produktion nach dem Stand der Technik sowie eine ordnungsgemäße Entsorgung. Die Entsorgungsverantwortung und Abfallberatung kann auch einem Entsorgungsunternehmen übertragen werden. Besonders die Abfallberatung wird ein immer wichtigerer Bestandteil für eine ordnungsgemäße Entsorgung. Denn durch fortlaufende Entwicklungen lassen sich bereits heute eine Vielzahl von Abfällen wieder in die Kreislaufführung zurückführen, welche noch vor einigen Jahren lediglich für die Deponie bestimmt waren. Dies sollte zudem in regelmäßigen Abständen überprüft werden [3],[7].
Kreislaufführung in der industriellen Praxis
Wo industriell produziert wird entstehen Produktionsabfälle, was aber mit diesen Abfällen geschieht wissen wohl die wenigsten Menschen in Produktionsunternehmen. Vor allem da in der Regel die Abfälle von einem LKW vom Produktionswerk abgeholt werden und der Abfallerzeuger sich nicht mehr weiter darum kümmern muss. Ein Unternehmen, welches sich zur Aufgabe gemacht hat industrielle Abfälle, wie Metallschlämme oder -pulver wiederzuverwerten ist die CRONIMET Envirotec GmbH aus Bitterfeld-Wolfen. Am Standort Bitterfeld-Wolfen betreibt das Unternehmen eine Vakuum-Destillations- sowie Brikettierungsanlage. Die Vakuum-Destillation ermöglicht das Recycling von metallhaltigen Rückständen, welche mit Öl und Wasser verunreinigt sind. Während des Prozesses werden Flüssig- und Feststoffe voneinander getrennt und gekühlt. Als Output entsteht neben Öl und destilliertem Wasser reines Metallpulver, frei von allen Kontaminationen. Durch dieses Verfahren verliert der Abfall seine Deklaration als gefährlich und gilt nicht mehr als überwachungspflichtig. Die aufbereiteten Metallpulver können anschließend in der Hochfestbrikettierung zu Metallbriketts weiterverarbeitet werden. Die Briketts können wegen ihrer hohen Festigkeit und Qualität ohne weitere Prozessschritte in den Produktionskreislauf zurückgeführt werden. So werden Transportwege und energieaufwendige Prozesse wie das Umschmelzen der Metalle minimiert und Treibhausgasemissionen weiter gesenkt.
Exemplarisch lassen sich die beiden vorgestellten Technologien am Beispiel der deutschen Werkzeugindustrie verdeutlichen. Für ein deutsches Unternehmen der Werkzeugindustrie konnte mit den beiden Technologien ein erheblicher Mehrwert geschaffen werden. Der in der Werkzeugherstellung entstandene Schleifschlamm mit einem Nässe- und Ölanteil von rund 20% wurde zuvor als gefährlicher Abfall deklariert und in einer Verbrennungsanlage entsorgt. Durch die Verbrennung der Abfälle gehen die im Schlamm enthaltenen wertvollen Metalle wie Wolfram, Molybdän, Chrom und Kobalt verloren, weshalb die Abfallhierarchie der Verbrennung von Abfällen eine geringe Priorität zuweist. Durch die stoffliche Verwertung des Materials in der Vakuum-Destillationsanlage konnten jedoch bereits mehr als 700 Tonnen an High-Speed-Steel (HSS) wiedergewonnen und zurück in den Kreislauf geführt werden. Diese Sekundärrohstoffe bilden einen wichtigen Baustein der Kreislaufwirtschaft; Ressourcen werden geschont und es kann ein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung geleistet werden.
Das vorangegangene Beispiel zeigt die erfolgreiche Umsetzung des KrWG. Durch die Schließung der Kreisläufe stellt der Prozess mit seiner Vakuum-Destillation und Brikettierung einen nachhaltigeren Weg gegenüber dem bisherigen Entsorgungsweg dar. Neben der Einsparung von Primärenergie und Ressourcen sowie Schonung des Klimas, ergab sich durch die Aufbereitung für den Werkzeughersteller ein erheblicher ökonomischer Mehrwert.
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[1] Tagesschau. (2020, November 19). Neue Gesetze und Regelungen für Mehrweg statt Einweg. Retrieved from http://www.tagesschau.de/wirtschaft/bundestag-einwegplastik-retourenvernichtung-eu-verbot-101.html.
[2] Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Bewirtschaftung von Abfällen. (n.d.). Retrieved from https://www.gesetze-im-internet.de/krwg/.
[3] Müller et al. (2020, Februar). Leitsätze einer Kreislaufwirtschaft. Dessau-Roßlau: Umwelt-Bundesamt.
[4] KrWG: Novellierung des deutschen Abfallrechts. (n.d.). Retrieved from https://www.karlsruhe.ihk.de/fachthemen/umwelt/abfall/neueskreislaufwirtschaftsgesetz/bmu-referentenentwurf-zur-umsetzung-der-neuen-eu-4502430.
[5] Vorbereitung zur Wiederverwendung. (n.d.). Retrieved from http://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/abfall-und-kreislaufwirtschaft/wiederverwendung.
[6] Hiebel, M.; Nühlen, J. (2016, November). Technische, ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Faktoren von Stahlschrott (Zukunft Stahlschrott), Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik. Onlinefassung der Kurzstudie im Auftrag der Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen e.V. (BDSV). Oberhausen: Fraunhofer-Umsicht.
[7] Abfallhierarchie: Vermeiden, wiederverwenden, entsorgen. (2020, June 03). Retrieved from https://www.abfallmanager-medizin.de/abfall-abc/abfallhierarchie/.